Grüntöne: Stimmen zum Buch

Von einem gärtnerisch-literarisch wohltuenden Spaziergang

Vorsicht: Wer in den Grüntönen eine banale Beschreibung sieben verschiedener Laster und eines Schnegels erwartet, der hat bestimmt dieses faszinierende Werk falsch eingeschätzt. … Ein absolutes Muss für jede Bibliothek!

Philippe Zbinden


Grüntöne-Echo

Das Buch ist ein Aphrodisiakum für Gartenliebe – um klar zu sein, nicht für Liebe im, sondern zum Garten. Würde ich nicht weit entfernt in den Ferien liegen, hätte es mich wohl nach der Lektüre verschiedener Kapitel jeweils nicht auf dem Stuhl gehalten, ich hätte mich in meinem Garten unverzüglich ans Schauen, Staunen und Werken machen müssen. So ansteckend kann Lust am Garten daherkommen, weil sie uns dessen Bedeutung weit über seine Ästhetik oder den Nutzwert hinaus erschliesst, nämlich als Übungsfeld für persönliche Entwicklungen, abgehandelt an einer Perlenschnur von „Lastern“, die als solche aus der Mode gekommen erscheinen. Aber oha!

War’s nicht Herr Voltaire persönlich, der seinen Helden Candide zur Ergründung des Glücks ganz einfach in den Garten geschickt hat: „il faut cultiver notre jardin“? „Grüntöne – Sieben Laster und ein Schnegel“ ist ein Stück neue deutsche Literatur der Gegenwart, das genau bei der Umsetzung dieses Ratschlags ansetzt, auch philosophisch, aber gleichzeitig direkt dem Alltagskompost entsprungen.

Die einzigartig süffige Sprache der Autorin (so schreibt sonst niemand) macht einen in der ersten Geschichte süchtig und man wäre enttäuscht, wenn nicht Seite für Seite ihr witziges, gescheites, freches, einfallsreiches Sprachspiel einen im Lesefluss immer wieder einmal stocken, genau äugen und nochmals lesen liesse, bis die gedankliche oder die lautmalerische Pointe sich mit Lächeln oder Lachen quittiert sieht – je nach Spiegelneuroneneffekt, der blitzschnell zur Selbsterkenntnis führen kann. Zum Beispiel weiss man nun ganz genau, weshalb man das Glück hat, einen mannshohen Rosmarinstrauch sein eigen zu nennen.

Gemacht ist das Buch auch über die meisterhafte Schreibe hinaus ganz ausnehmend schön im Dreiklang von Schwarz, Weiss und Grün. Den nicht zu stören, nehme ich an, wurde auf alle Pflanzenbilder verzichtet, was – wollte man als Pflanzennamenbanause den Text echt verstehen – meine einzige Frustration bei der Lektüre ausmachte. Der bildgewöhnte Teil meines Gehirns hungerte trotz all der schönen Namen und wünschte sich nichts sehnlicher als ein hochglänzendes Buchzeichen mit Mini-Konterfeis all jener gewachsenen Schönheiten, die nicht zu den ganz kommunen gehören. Man kann da ja einwenden, dass das Internet … Na klar, aber ich wollte mir keinesfalls den Leseflussgenuss mit repetiertem Googlen verderben, mich dabei im Netzgartendschungel verlaufen und mir in der Folge die Würze des Textes verwässern lassen. Ein nächster Durchgang – nur sehr gute Bücher werden eben mehrfach gelesen – kann sich dann ja auf das Grünzeug konzentrieren. Ob es sich da gar um die Absicht einer raffinierten, versteckten Pädagogin handelt?

Und auf welches Brett nun mit diesem feinen Werklein? Auf die Philosophen-Leiste, in die Lebenshilfeecke, zur jungen deutschen Literatur oder zu den Gartenratgebern? Am besten ersteht man eines pro Bibilotheksbereich – aber da schon ein paar Bände da sind … Bei mir wird es im Stapel der „Zur-Hand-Haben-Bücher“ bleiben, der sich gleich aufgeräumt gibt wie Nicks Gartenschopf. Im Double darf es auch im Geschenkvorratsschrank nicht fehlen.

Antonia Zurbriggen,  Kerala 10. April 2018


Gartengagaismus

«Doch nicht allein», dachte ich erleichtert. Es gibt noch andere Gärtnerinnen, die sich von Nichtgärtnern unverstanden fühlen.

Bei der zweiten Tasse Milchkaffee habe ich heute Morgen die letzte Seite umgeblättert. Die Letzte! Aus lauter Verzweiflung, dass das Buch schon zu Ende war, habe ich noch Zeile für Zeile das Wörter- und Pflanzenaddendum gelesen. Selten kommt es vor, dass mir ein Büchlein so ans Herz wächst. Um den Nachklang länger geniessen zu können, habe ich mich sogar gezwungen, jeden Tag nur ein Kapitel zu lesen. Allein die Wortspielereien in Nicole Häfligers «Grüntöne» haben mich köstlich amüsiert. In ihrem Garten wachsen Kroküsschen, sie wird vom Farnweh gepackt und lässt sich mit anderen zoomenden Gärtnerinnen von spriessenden Blüten zublühen, berauschen.
Wie sie beschreibt, welche Qualen sie aussteht, wenn sich Besuch ankündigt:

«Jetzt? Jetzt ist schlecht, in (vor) mindestens zwei Wochen jedoch wäre es perfekt (gewesen)», …

Oder wie sie von der Ratlosigkeit ihres Nichtgärtners berichtet, wenn sie ganz aus dem Häuschen ruft:

«Komm! Schnell! Das musst Du Dir ansehen», …

Schön zu wissen, dass wir Gärtnerinnen offenbar alle ein bisschen gaga sind. Exzentrisch. Auch ohne Pluderhosen und Sonnenhut à la Vita. Allein durch die Tatsache, dass sich Blick und Gefühlswelt verändern, ist man erst einmal vom Gartenvirus infiziert.

Eine herrlich kurzweilige Lektüre für alle Vollblutgärtnerinnen, die schon einmal wegen einer falschen Farbe im Beet schlaflose Nächte verbracht haben – und einen ahnungslosen Nichtgärtner an ihrer Seite haben.

Erschienen ist das Buch im Schweizer Spriessbürgerverlag. Es kann auch direkt über den Gartenblog der Autorin bestellt werden. Bei Entzugserscheinungen als Folgelektüre dringend zu empfehlen!

Carmen Hocker, www.garten-gefluester.ch 


… für Lesegärtner

Der Germanistin Nicole Häfliger gelingt es in diesem Buch, die Unzulänglichkeiten des Menschen kombiniert mit der Gartenleidenschaft in einer brillanten Sprache darzustellen. Unterhaltsam und lehrreich!

Karl Ploberger in seinen Gartenbuchtipps auf www.biogaertner.at


«Für alle ohne grünen Daumen»

Lachen ist bei dieser Gartenlektüre garantiert. Wer an einer virtuosen Sprache und an eigenwilligen und augenzwinkernden Garten-Geschichten seine Freude hat, wird nicht enttäuscht. …

Bauernzeitung, Esther Thalmann

«Wir Gärtner sind schon etwas gaga»

Dass Nicole Häfliger eine grosse Naturfreundin ist, kann der Leser jeder einzelnen Zeile von «Grüntöne» entnehmen. Auf liebevolle Art und Weise plaudert die Gartenfachfrau aus Cordast in ihrem soeben erschienenen Buch nicht aus dem Nähkästchen, sondern sozusagen aus dem Komposthaufen. Ihre Geschichten sind in überschaubare Kapitel aufgeteilt, die sich in «Sieben Laster und ein Schnegel» – so der Untertitel des Buchs – aufgeteilt hat. Wer den Gartenratgeber von Nicole Häfliger in den FN regelmässig verfolgt oder ihren Blog www.gruentoene.ch liest, der kennt den locker-poetischen Schreibstil bereits, der ihre Texte auszeichnet. >>> zum vollständigen Artikel

Freiburger Nachrichten, Imelda Ruffieux

«Ich bin nicht Gärtner»

«Ich bin nicht Gärtner», würde ich in Abwandlung des berühmten ersten Satzes in Max Frischs Roman «Stiller» und mit Bezug auf Nicole Häfligers «Grüntöne» sagen. Denn natürlich bin ich es doch, wenigstens im Garten der Sprache und der Literatur, in dem Nicole Häfliger genauso zu Hause ist wie in ihrem realen Garten. In ihren Texten treibt sie die wunderbarsten sprachlichen Luftwurzeln aus und macht den Leser zum Komplizen ihrer beiden Leidenschaften – selten wird Sprache dem Inhalt so gerecht wie hier. Egal ob sie die prächtige Blüte einer exotischen Pflanze schildert, einen kümmerlichen Steckling oder einen gewöhnlichen Regenwurm, immer wird das fast kindliche Staunen und die unverhohlene Begeisterung im Angesicht der Natur spürbar. Dass Nicole Häfliger den Mann an ihrer Seite «Nichtgärtner» nennt, muss Programm sein, denn bei ihr wird, frei nach Frisch, jeder zum Gärtner.

Christian Dittus, Literaturagent